Wie wandelte sich der biblische Gott zu dem einen Gott?

Shownotes

Gemeinsam mit Konrad Schmid, Professor für Altes Testament fragen Andi und Thorsten zurück nach den Anfängen des biblischen Gottes. In der Bibel ist der Gott Israels erst einer von vielen Göttern, dann der höchste und schliesslich der eine Gott – in strikter Unterscheidung von allem, was Welt ist.

Wie kam es zu dieser unwahrscheinlichen Entwicklung? Ausgerechnet in einem Volk, das gleichzeitig in seiner Geschichte durch die Grossmächte der alten Welt immer stärker unter Druck geriet? Was können wir heute aus dieser fortschreitenden Entdeckung Gottes lernen? Und benötigt auch unser Gottesdenken neue Wandlungen?

Podcast Geist.Zeit

Kommentare (2)

Michael Schalter (Meckenheim/Pfalz)

Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt ein Anrufbeantworter ist, den man einfach abhören kann und auf den man was sprechen kann, ohne jemals eine Antwort oder einen Rückruf zu bekommen – aber ich probiere es einfach mal. Schon während meines Studiums habe ich mich genau das gefragt, was Gerd Lüdemann hier in dem Artikel in der Welt anspricht: "Das Christentum versteht sich seit alters als eine Religion, die auf den Geschichtstaten Gottes ruht, von denen im Alten und im Neuen Testament die Rede ist. In den Satz "Gott hat Israel aus Ägypten geführt und Jesus Christus von den Toten erweckt" konnten bisher die meisten Theologen einstimmen. Nun war die Auferstehung Jesu schon immer Gegenstand der Kritik auch in der Öffentlichkeit, während der Auszug Israels aus Ägypten davon verschont blieb. Doch gerade am Exodus und dem mit ihm verbundenen Thema des vorstaatlichen Israel hat sich, fast unbemerkt, eine wissenschaftliche Revolution vollzogen. … Das in der Bibel entworfene Bild des vorstaatlichen Israel (vor 1000 v. Chr.) entspringt theologischen Fiktionen aus der nachstaatlichen Zeit (ab dem 6. Jh. v. Chr.). ... Wenn jedoch der historische Rahmen der Geschichtsbücher des Alten Testaments fiktiv ist und es sich beim biblischen Israel, ja selbst bei dem exklusiven Gott "[Auslassung - Eigenname Gottes] um theologische Konstrukte des nachstaatlichen Judentums handelt, dann sind die biblische Frühgeschichte Israels und damit die Vorgeschichte Jesu Christi vollständig entleert. Sie lösen sich in Nebel auf und mit ihnen auch die Auferstehung Jesu, denn das Zentraldatum christlichen Glaubens gilt in der Theologie inzwischen auch als unhistorisch. Diese Erkenntnisse besiegeln nicht nur den Tod des alttestamentlichen Geschichtsgottes, sondern auch das Ende des Vaters Jesu Christi." Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Lüdemann, G. (2006, Oktober 1). Gott wurde spät erfunden: Gerd Lüdemann beschreibt neue Entwicklungen in der Wissenschaft vom Alten Testament. DIE WELT. Abgerufen am 07.12.2024, von welt.de/print-welt/article156761/Gott-wurde-spaet-erfunden.html

Michael Schalter (Meckenheim/Pfalz)

"Ein grausames Dilemma: entweder die Bibelkritik nach deutscher Art zu akzeptieren und die Bibel zu einem gewöhnlichen Studienobjekt zu erklären, das in den Rahmen der Religionsgeschichte fällt, auf die Gefahr hin, das übernatürliche Element zu töten, indem man es im Menschlichen auflöst, was zum Unglauben führt; oder aber in aller Strenge am heiligen und inspirierten Charakter des biblischen Textes festzuhalten, ... und damit alle der Vernunft und der Intelligenz Hohn sprechenden Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen, auf die Gefahr hin, die aufgeschlossensten und brilliantesten Köpfe zu entmutigen, die sich nicht dazu durchringen können, ihre Vernunft zu opfern, und damit auch diese in den Unglauben zu stoßen." Georges Minois, französischer Historiker. ​Minois, G. (2000, Januar 1). Geschichte des Atheismus: Von den Anfängen bis zur Gegenwart (1. Auflage, S. 523). Weimar: Hermann Böhlaus Nachf. (französische Originalarbeit veröffentlicht 1998). "Manchmal stelle ich mir vor, wie sich ein Mensch, der gerade erst geboren wird, in fünfzig Jahren fragt, warum das Christentum damals eigentlich so unter die Räder gekommen ist, wo es doch eine gute und schöne Sache war und vor allem: nichts Besseres nachgekommen ist." Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert. Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. 185). btb Verlag.

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