Was fehlt, wenn Gott fehlt?

Shownotes

Atheismus war einmal. Heute ist es nur noch eine Minderheit, die den Glauben ausdrücklich negiert. Es gibt noch Menschen, für die die Abwendung von Gott keine Verlust-, sondern eine Befreiungserfahrung ist. Viele aber lehnen Gott nicht ab und vermissen ihn auch nicht. Das Thema spielt keine Rolle für sie. Die Gottesfrage ist ihnen nicht wichtig genug, um irgendetwas zu vermissen und zu bedauern.

Andi und Thorsten diskutieren diese Entwicklung: ist der Verzicht auf Gott für die meisten Menschen einfach völlig folgenlos? Was heisst das für Kirche und Theologie, die sehr lange davon ausgegangen sind, dass alle Menschen letztlich auf Religion angelegt sind und in irgendeiner Weise Halt suchen in religiösen Formen und Symbolen? Kann sich die Kirche neu verstehen als Gemeinschaft mit einem Sonderinteresse, das für die meisten Menschen völlig uninteressant ist?

Und sie diskutieren Beispiele von Menschen, die sehr wohl sagen: Ich glaube nicht an Gott, aber er fehlt mir. Auch wenn ich nicht mehr klassisch an Gott glauben kann, ist mir der Gottesgedanke wichtig. Und sie lernen: Was fehlt, wenn Gott fehlt, ist sehr stark abhängig davon, was man unter Gott versteht.

Podcast Geist.Zeit

Kommentare (2)

Lars Mandelkow

Ganz wunderbar! Ich fühle mich ausgesprochen angesprochen. Am kommenden Sonntag predige ich mal wieder und habe mir das Bild abgerungen, dass der Traum von Gott einen Unterschied macht in einer sonst widrigen Welt. Es beim Leben darauf ankommen zu lassen, dass Gott in den Widrigkeiten schlummert, dass er vielleicht sogar in mir träumt - das kann den entscheidenden Funken trotziger Hoffnung glimmen lassen. Dieser Traum, dieses Glimmen, dieser fröhlicheTrotz: das würde mir fehlen angesichts der polternden Realitätsbildhauer, die überall ihre Hammer schwingen. 1000 Dank für die Folge!

Michael Schalter (Meckenheim/Pfalz)

Ich bin gleich so weit, ich muss nur noch schnell eine enorme Anzahl geistlicher Liegestützen absolvieren, bevor ich hier mahnende Worte verkünde. ツ Ich möchte an dieser Stelle u.a. Christian Nürnberger zitieren – allerdings mit einem Beitrag aus dem Jahr 2007. Ob er heute noch genauso denkt oder inzwischen auch diesen praktischen kleinen Gott hat, der in jede Tasche passt, weiß ich nicht. Aber damals war das so. "Die neuheidnisch-postchristliche Gesellschaft hat das Christentum ins Museum für ausgemusterte Ideen und Wahrheiten entsorgt. Das war voreilig. Wir sind mit dem Christentum noch lange nicht fertig, auch wenn wir vermeintlich oder tatsächlich nicht mehr glauben können. … Christ sein heißt, alles auf eine Karte zu setzen. Es ist ein Wagnis, ein Abenteuer. Viertel-, Halb- und Bruchstückschristen … das reicht nicht. … Totale Unterwerfung unter die Herrschaft Gottes – diese erschreckende Forderung endet in der Erfahrung, dass gerade aus diesem Verzicht auf Selbstbestimmung die größtmögliche Freiheit erwächst … Wer Gott fürchtet, muss sich vor nichts mehr fürchten, ist stärker als alle Armeen dieser Welt zusammen und wird Tod und Teufel trotzen. Wer sich allein unter Gottes Willen stellt, dem hat kein irdischer Wille mehr irgendetwas zu befehlen, und mag sich dieser Wille noch so mächtig und toll gebärden. Er zerschellt am Glaubenden. Wer sein Herz an Gott hängt, braucht es nicht an materielle Güter zu hängen. Und dort, wo sich ein Gottesfürchtiger mit anderen Gottesfürchtigen zusammentut, um Gottes Willen auf Erden Geltung zu verschaffen, wird die Welt auf den Kopf gestellt, werden die Kranken gesund, die Blinden sehend, die Hungrigen satt, die Traurigen fröhlich, die Schwachen stark." Christian Nürnberger (2007). Das Christentum: Was man wirklich wissen muss. Rowohlt. "Für mich gilt der alte Satz der Atheisten: Gott existiert nicht, aber ich vermisse ihn sehr." Paul Verhoeven (2009). Ich protestiere gegen die Schöpfung. Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Gott fehlt uns. Ich glaube, wir vermissen Gott. Und wir sind verletzt. ... Die meisten Menschen sind einfach nur traurig, dass er nicht da ist. Dass er schweigt. Und dass man darum selber irgendwann stumm wird. Ich habe ... langsam wieder zu sprechen begonnen. ... Ich will mich nicht mehr entfernen von Gott." Esther Maria Magnis (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung. Rowohlt. Michael Schalter (Meckenheim/Pfalz)

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