Lea Hümbeli: Ekstatische Spiritualität

Shownotes

Noch immer gehen manche davon aus, das Christentum befinde sich in einem Niedergang schrumpfender Mitgliedzahlen und sich leerender Kirchen. Weltweit gesehen stimmt das keineswegs. Das Christentum wächst. Vor allem eine Strömung wird immer grösser: Charismatische Bewegungen und Pfingstkirchen sind längst ein globales Massenphänomen, mit je nach Schätzung mit bis zu 600 Millionen Mitgliedern. Auch in Europa gibt es Zulauf, wenn auch in viel geringerem Masse als überall sonst.

Die Gründe sind vielfältig. Nicht zuletzt dürfte es an der emotionalen und begeisterten Frömmigkeit liegen. Was ist das Geheimnis dieser Spiritualität der Ekstase? Darüber haben Andi und Thorsten mit der reformierten Theologin Lea Hümbeli gesprochen.

Gemeinsam tragen sie Gründe zusammen, warum diese Art zu glauben für manche Menschen so anziehend ist. Charismatische Gottesdienste sind anders. Menschen, vor allem auch viele Jüngere, geniessen sie. Die Spiritualität bleibt nicht im Kopf. Sie durchdringt den ganzen Körper, entfacht tiefe Emotionen und wirkt wie ein Wärmestrom in der Kälte.

Es werden aber auch Risiken und Gefährdungen diskutiert. Viele waren erstaunt, als sie sahen, wie stark die Stürmung des Kapitols am 06.01.2021 von solchen charismatischen Gruppen getragen war. In kaum einer religiösen Gruppe haben sich so viele als anfällig für christlichen Nationalismus erwiesen, z.B. auch in Brasilien. Woran kann das liegen? Was hilft gegen solche Versuchungen? Zuletzt führt das Gespräch zur Frage: Was könnten die Landeskirchen lernen? Was ist kulturelle Prägung, was Zeitstimmung, und was könnten geistliche Entdeckungen sein, die zumindest für manche eine Bereicherung wären?

Weitere Informationen und Anregungen: Pfingstbewegung und Charismatisierung. Zugänge – Impulse – Perspektiven. Eine Orientierungshilfe der Kammer der EKD für Weltweite Ökumene, Leipzig 2021. Online Zur neueren Geschichte der Pfingstbewegung Pfingstkirchen in Brasilien

Podcast Geist.Zeit

Kommentare (1)

Stefan Schuster

Vielen Dank für euer Gespräch über Ekstatische Spiritualität zusammen mit Lea Hümbeli. Mir ist das Zuhören leicht gefallen, vielleicht auch, weil ich die Spannung zwischen dem Versprechen, dass die Sehnsucht nach spiritueller Erfahrung gestillt werden kann und der Wirklichkeit, die uns nicht herausnimmt aus den verschiedensten Erfahrungen bis hin zu Brüchen und Scheitern des eigenen Weges, auch selbst erleben habe. Nun ist mir schon klar, dass ihr mit euerem Podcast einen redlichen Versuch unternehmt immer wieder die Kurve hin zu einem Gottesbild und Glaubensansatz zu finden, das ein ehrliches Angebot für Menschen macht, die auf der Suche sind. Ich fände es ebenfalls spannend, wenn ihr euch mal dem Ansatz einer losgelösten Spiritualität von den gängigen Denkmustern stellt und einem Lebensweg ganz ohne Gottesbezug einen Platz einräumt. Darf dieser Ansatz, neben allen spirituellen Angeboten, gleich welchem Grad von Extase sie entspringen, eine Normalität gewinnen und die Schablone „Atheismus“ eine Würde im religiösen und spirituellen Kontext erhalten, wenn sie einen Lebensweg tragfähig begleitet. Ihr biegt mir manchmal, trotz aller kritischen Anklänge an Religion und Glaube, zu schnell in einen Zirkelschluss ab, der euerem intellektuellen Horizont nicht immer gerecht wird. Euer atheistischer Zuhörer Stefan

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